2007 DER AUSBRUCH

Simmern. Wir schreiben das Jahr 1799. Unruhige Zeiten. Zuerst tobt der Krieg. Die Fronten und damit auch die Besatzer wechseln mehrfach. Dann folgt die Besetzung durch die Franzosen. Das Land ist gezeichnet von umherziehenden Kriegstruppen, verlustreichen Kämpfen und großen Militärlagern. Gesetzlosigkeit breitet sich aus und mangelnde Disziplin.

In diese Welt wird Johannes Bückler, Schinderhannes genannt, geboren. Schon als Jugendlicher wird er zum Räuber. Dreimal wird er verhaftet, dreimal flieht er. Dann wird er im Simmerner Pulverturm eingetürmt.  Ein halbes Jahr wird er dort verbringen. Schließlich gelingt ihm die Flucht.

In dieser Flucht liegt etwas Geheimnisvolles. Der Turm galt doch als das sicherste Gefängnis? Wie konnte der Schinderhannes daraus entkommen?

In der Spielzeit 2007/2008 begeisterte das Stück "Der Ausbruch" weit mehr als 6000 Zuschauer.

Hier können Sie nachlesen, wie das Stück entstand und wer mitgewirkt hat, die Schinderhannesfestspiele Simmern aus der Taufe zu heben.

Die Entstehung

Der Ausbruch ist im Jahr 2005 entstanden. Michel Becker, im Zivilberuf Jurist in der Landesverwaltung, ging schon seit Jahren eine Idee durch den Kopf: Die verschiedenen Theorien zum Ausbruch des Schinderhannes aus dem nach ihm benannten Turm in einem Theaterstück mit Leben zu füllen.

2004 begann er mit der Recherche der verfügbaren Schinderhannesliteratur. „Heute ist das durch das Internet viel einfacher. Man erhält sehr schnell einen Überblick und weiß dann, auf was es ankommt". Das Literaturstudium brachte ihm auch so manche Überraschung. "Man findet immer wieder Anhaltspunkte, die die eine oder andere Geschichte stützen."  Als Beispiel nennt er die Tatsache, dass einer der Räuber der Schinderhannesbande in Simmern wohnte und auch hier verhaftet worden ist. "Das war hier in Simmern bisher nicht bekannt," sagt er. Mit der Zeit wuchs das Stück Szene um Szene. Als die Arbeit schließlich beendet war, bat Michel Becker einen Freund aus Studientagen, den Historiker Dr. Achim Baumgarten, das Stück auf seine historische Genauigkeit hin zu überprüfen. Nach drei kleinen Änderungen nutzte er die Einladung zu einem Nachmittagskaffee, um das Manusskript Freunden zu zeigen, die der Simmerner Laienspielgruppe Fundus angehören. Rixa Wiederspahn-Scherer und Günther End sagten zu es zu lesen. Zwei Wochen später ereilte den Autor der Anruf: Komm mal vorbei. "Mit einem Kloß im Hals trat ich an," erinnert sich Michel Becker, "denn bisher hatte Günther mir immer gesagt, >Der Schinderhannes war ein Räuber und Mörder und Räuber und Mörder spiele ich nicht!<.

Dieses Stück aber gefiel den Beiden, weil es nichts beschönigt und keinem Heldenkult frönt ,sondern das Leben zeigt wie es war. Und so kamen sie bei Kaffee und Kuchen schnell auf die Idee, das Stück auf die Bühne zu bringen. Schnell erkannte man, dass der Umfang es nicht zuließe, sich so viel Arbeit für ein oder zwei Aufführungen anzutun. Die Idee der Schinderhannesfestspiele war geboren.

Michel Becker informierte Bürgermeister Manfred Faust und bat ihn um Unterstützung. Der fand, dass solche Festspiele perfekt in die Bemühungen der Stadt und der Verbandsgemeinde passen, das Image des Simmerner Landes zu schärfen. Zukünftig will man verstärkt mit der Figur des Schinderhannes werben.

Auch im Stadtrat von Simmern fand die Idee schnell Freunde: Einstimmig wurde beschlossen, das Projekt anzugehen. Eine Kommission wurde berufen, die als politisches Gremium die Produktion begleitete. Nachdem der finanzielle Umfang des Projektes errechnet war wurden Förderanträge, vor allem für den Kultursommer Rheinland-Pfalz, gestellt. Im November 2006 veranstalteten die Macher ein Casting, um Mitstreiter zu finden. "Was in Oberammergau geht, muss doch auch hier funktionieren. Un tatsächlich, mehr als 30 potentielle Laiendarsteller trafen sich in der Hunsrückhalle. Die Schinderhannesfestspiele konnten über die Bühne gehen.


Wer sich näher für das Stück interessiert: Im Rahmen der Bücherreihe zur Kultur und Geschichte der Stadt Simmern ist als Band 5 eine reich bebilderte Dokumentation der Schinderhannesfestspiele 2007/2008 erschienen.