2010 JULCHEN

Auf dem Spielplan der Schinderhannesfestspiele 2010 stand die Uraufführung des Musicals Julchen.
Im Lauf der Jahrzehnte hat sich  eine ganze Reihe von Schau- und Singspielen angesammelt, die sich Deutschlands berühmtestem Räuberhauptmann, den Schinderhannes, zum Thema gewählt haben.

Aus dem Blickwinkel des jeweiligen Autors wird Johannes Bückler dabei als Sozialrebell, als Freiheitskämpfer oder schlicht als Räuber dargestellt.
Bis zum Musical Julchen hatte sich noch kein Autor mit der Liebesgeschichte von Hannes und Julchen beschäftigt. Dabei trägt die Liebe der beiden Elemente des klassischen Liebesdramas, etwa der Geschichte von Orpheus und Euridike.

Sie erinnern sich: Orpheus war der beste Sänger der Griechen. Zu seinem Gesang spielte er die Lyra. Seine Braut Euridike kam durch den Biß einer Natter zu Tode. Orpheus traf der Tod seiner Geliebten so hart, dass er all seinen Mut zusammennahm und in die Unterwelt hinabstieg stieg um Euridike zu befreien. Tatsächlich fand er Gehör. Doch Hades und Persephone stellten ihm die Bedingung ihnen zu vertrauen und sich beim Aufstieg in die Oberwelt nicht umzudrehen. Orpheus bestand die Prüfung nicht. So verlor er Euridike für immer.

Im Gegensatz zu Orpheus hat der Schinderhannes seine Prüfung bestanden.
Er sagte bereitwillig aus, auch gegen seine Freunde, ja sogar gegen seinen eigenen Vater. Er hatte nur das Leben seiner Geliebten im Blick. Ihr Leben zu retten war sein einziges Ziel. Er vertraute darauf, dass seine bereitwillige Hilfe bei der Aufklärung der Verbrechen ihm selbst zwar die erhoffte Gnade nicht einbringen konnte, wohl aber seiner Frau. Letztendlich war er erfolgreich. Er selbst wurde zwar zum Tode verurteilt, Julchen aber erhielt eine vergleichsweise milde Strafe. Sie wurde für zwei Jahre zur Besserung nach Brügge geschickt.