EIN RÄUBERLEBEN

Da sitzt er, der Schinderhannes. Gefangen im Mainzer Holzturm und wartet auf seinen Prozeß. Die Küstlerin Almut Müller hat dem Räuberhauptmann die ganze Hoffnungslosigkeit seiner Situation ins Gesicht gelegt. Wie verlief dieses Leben, das den Johannes Bückler auf Schafott führte?

25. Juli 1777
Schinderhannes Eltern, Johann Bückler und Anna Maria Schmitt, heiraten in  Miehlen im Taunus.

24. Oktober 1777
Der erste Sohn der Familie Bückler erblickt in Miehlen im Taunus das Licht der Welt und erhält den Namen Friederich Philipp.

Sommer 1779
Den Bücklers wird ein zweiter Sohn geboren, sie nennen ihn Johann Wilhelm. Urkundlich belegbar ist das Datum nicht.

1784
Schinderhannes Mutter wird des wiederholten Diebstahls bezichtigt. Die Familie Bückler verlässt Miehlen Hals über Kopf angeblich um nach Polen auszuwandern,. Der Vater lässt sich in Ollmütz/Mähren vom kaiserlichen Regiment Hildburghausen anwerben und wird Soldat.

21. August 1787
Schinderhannes Vater desertiert, begibt sich zu den Preußen. Er wird mit neuen Papieren ausgestattet. Damit kehrt er nach Hause zurück.

1792
Die Familie lässt sich im Heimatort des Vaters, in Merzweiler, nieder. Die Familie zieht später nach Veitsroth.

1796
Der Schinderhannes verlässt die Familie. Er beginnt eine Lehre beim Wasenmeister und Scharfrichter Nagel in Bärenbach bei Kirn. Er stiehlt ihm sechs Kalbsfelle und eine Kuhhaut. Weitere Diebstähle werden bekannt: Ein Pferd, Felle, Schafe. Hannes wird erwischt und kommt in Kirn in Haft. Er erhält eine öffentlich vollzogene Prügelstrafe, die ihn sehr kränkt. Er bricht schließlich aus der Arreststube aus und findet Zuflucht in Züsch und Muhl im Hochwald nahe bei Hermeskeil.
Der Schinderhannes lernt in Hennweiler den Müllerhannes und den Petronellenmichel kennen und erhält erste Lehrstunden im Räuberhandwerk. Gemeinsam begehen sie mehrere Diebstähle.

14. Dezember 1796
Kirn verfasst einen Steckbrief. Er wird zum ersten Mal offiziell gesucht.

09. Februar 1797
Hannes begeht einen Tuchdiebstahl in Birkenfeld.

20. April 1797
Hannes wird in Muhl gestellt, verhaftet, durch einen Trick gelingt ihm die Flucht.

Sommer 1797
Mit gleichgesinnten Ganoven verbringt der Schinderhannes den Sommer in seinem „Stützpunkt“ Liebshausen bei Rheinböllen. In Simmern klaut er gemeinsam mit dem Roten Fink, Velten Weimars Hannes und Johannes Seibert vier Schweine.

10. Oktober 1997
Zusammen mit Jakob Fink begeht der Hannes in Steinbach einen Pferdediebstahl.

22. Dezember 1797
Wegen des Streits um ein Mädchen, der seinen Höhepunkt in der Misshandlung des Mädchens und seiner Mutter findet, jagen der Hannes und seine Komplizen den Ganoven Niklas Rauschenberger, genannt  Plackenklos. Sie spüren ihn auf einem Hof bei der Burgruine Baldenau bei Morbach auf und verprügeln ihn. Der Plackenklos kommt dabei zu Tode.

25. Januar 1798
Hannes begeht einen Einbruch auf der Spaller Ziegelhütte.

10. Juli 1798
Durch Zufall wird der Gesuchte in Weiden verhaftet und kommt für einen Tag in Herrstein in Haft. Dann wird er über Idar-Oberstein ins Gefängnis nach Saarbrücken verbracht.

17. Juli 1798
Am Tag nach seiner Einlieferung gelingt dem Hannes die Flucht.

11. August 1798
Der Hannes trifft den Schwarzen Peter im Soonwald, wo dieser nach Geld Ausschau hält.

12. August 1798
Am Thiergarten im Soonwald bei Argenthal wird der Viehhändler Simon Seligmann aus Seibersbach durch den Schwarzen Peter brutal ermordet. Der Schinderhannes teilt mit dem Täter die Beute.

25. Februar 1799
Der Hannes wird des Nachts in Schneppenbach im Bett seiner Geliebten, der Budzliese-Ami, bürgerlich Anna-Maria Schäfer, überrascht. Ohne die Möglichkeit der Gegenwehr wird er von Kommissar Lecavellier und acht Helfern verhaftet. Nach zwei Tagen Arrest in Kirn überstellt der Friedensrichter Franz Joseph Reichensperger den Schinderhannes in das als ausbruchsicher geltende Gefängnis in Simmern.

Während der Haft 1799
Hannes wird mehrfach verhört und ist weitgehend geständig. Nur Morde begangen zu haben streitet er vehement ab.
Der Pächter des Althofs in Kempfeld an der Nahe, Johann Georg Scherer, versucht, mittels eines von einem befreundeten Apotheker hergestellten und dem Schinderhannes überbrachten Gifttranks diesen umzubringen. Er will ihn an einer Aussage hindern. Der Anschlag misslingt.
Elise Werner, eine weitere Freundin des Hannes, besucht ihn zwei Mal in der Haft.

19. August 1799
Der Schinderhannes flieht aus dem sichersten Gefängnis seiner Zeit. Um diese Flucht ranken sich viele Gerüchte und Anekdoten.

Ende 1799
Hannes begibt sich zum Wasenmeister Nagel nach Bärenbach. Nach eigenen Angaben hat er sich beim Sprung aus dem Turm ein Bein gebrochen. Nagel soll ihn medizinisch versorgt haben.

Ende 1799
Hannes beginnt, Mitstreiter anzuwerben und seine Bande zu formen.

24. November 1799
Hannes trifft sich in einer Mühle bei Weiden mit anderen Räubern. Ein Diebstahl bei dem Lippertges-Christian, einem nur unter seinem Spitznamen bekannten Bettler, schlägt fehl.

November 1799                                                                                               Der Hannes bricht mit Peter Zughetto und anderen im Laden einer Witwe in Offenbach am Glan ein.

17. Dezember 1799
Der Schinderhannes überfällt mit Komplizen beim Stenzhörner Hof eine Gruppe reisender Juden und den Bauern Peter Maurer.

18. Dezember 1799
Die Bande organisiert einen Straßenraub beim Wickenhof.

05. Januar 1800
Bei Waldböckelheim überfällt die Schinderhannesbande die Insassen einer Kutsche.

11. Januar 1800
Peter Stibitz ermordet bei einem Einbruch der Bande in das Haus von Peter Riegel in Otzweiler den Hausherrn. Hannes bricht den Überfall ab und ist erstmals gezwungen, über den Rhein zu fliehen.

Februar 1800
Der Schinderhannes kehrt aus dem Taunus in den Hunsrück zurück.

13. März 1800
Jüdische Kaufleute werden bei einem Straßenraub in Winterhauch um ihre Habe gebracht.

19. März 1800
Die Bande raubt bei Neubrücke in der Nähe von Nohfelden erneut jüdische Kaufleute aus.

27. März 1800
Zusammen mit Karl Benzel unternimmt der Schinderhannes einen  Raubüberfall beim Steinerten Hof. Dabei kommt  der jüdische Händler Samuel Ely zu Tode.

12. April 1800
Schinderhannes hat großes Glück. Als ein Gendarm ihn und seine Gefährten auf dem Eigener Hof  bei Hennweiler entdeckt gelingt ihm mit Hilfe von Karl Benzel die Flucht durch das Fenster. Seine Begleiterin Katharina Pfeifer muss er auf dem Hof zurücklassen.  Benzel schreit, der Hannes solle zurückkommen, es sei doch nur ein Gendarm. Trotzdem hilft Hannes dem Benzel nicht. Der wird festgesetzt, abgeurteilt und wegen des Überfalles auf den Ely in Koblenz guillotiniert.

13. April 1800
An Ostern trifft der Schinderhannes auf dem Wickenhof bei Kirn erstmals margarthe und Juliane Blasius (Julchen) und verliebt sich in sie. 14 Tage später bestellt er sie über einen Mittelsmann in einen Wald beim Wickenhof. Das Julchen verlässt den Vater und bleibt spontan bei ihm.

In 1800
Der Schinderhannes wird von Jakob Simon bei einem Jahrmarkt erkannt und bei einem Gendarm angezeigt. Der kann ihn trotz der Verfolgung auf einem Pferd nicht fassen.
Hannes erpresst Ferdinand Stumm zwei Mal, schließlich erhält Stumm einen Passierschein.
Der Schinderhannes wird Vater, Julchen gebiert eine Tochter, die den Namen Johanna tragen soll. Das Kind stirbt aber bald.

30. Juni 1800
An diesem Tag ereignete sich die berühmte „Stiefelschlacht“ bei Schloßböckelheim, die in volkstümlichen Anekdoten aufgegriffen und verbreitet wurde.

Juli 1800
Erste Freibriefe des Schinderhannes tauchen auf. Hannes hat sie mit „Johannes durch den Wald“ unterzeichnet und garantiert zahlenden Reisenden darin, nicht überfallen zu werden.

August 1800
Ferdinand Stumm, Besitzer der Asbacher Hütte, erhält einen Erpresserbrief des Schinderhannes, der ihn auffordert, Schutzgeld zu zahlen.

12./13. August 1800
Neun Räuber ziehen vor das Haus den Händlers Wolf Wiener in Hottenbach und führen einen Raubüberfall durch. Der Schultheiß des Dorfes weigert sich die Sturmglocke zu läuten, weil die die Kirchenglocke nur für Christenmenschen da sei.

August 1800
Der Schinderhannes haust mit seiner Bande auf der Schmidtburg.

27. August 1800
In einem Gasthaus des Ortes Griebelschied veranstaltet die Bande ihren berühmt gewordenen Räuberball.

08. August 1800
Schinderhannes sucht Zuflucht auf dem Kallenfelser Hof bei Kirn.

06. November 1800
Die Masche mit den Erpresserbriefen geht weiter, diesmal trifft es die Gräfenbacher-Hütte.

13. November 1800
Schinderhannes überfällt - mit Julchen  in Männerkleidung - den Juden Sender, von dem vorher mittels Erpresserbrief 25 Louisdor gefordert worden waren. Hannes erhält das Geld.

10. Januar 1801
Schinderhannes unternimmt  gemeinsam mit dem berüchtigten Räuber Abraham Picard und dessen Großen Niederländer Bande einem Überfall auf die Posthalterei in Würges im Taunus. Im Nachgang versucht Picard, dem Schinderhannes seine Beute abzujagen. Hannes seinerseits betrügt Picard und setzt sich nach Süden ins rechtsrheinische Klein-Rohrheim bei Gernsheim ab. Von dort fährt er noch im Januar 1801 den Rhein abwärts nach Bingen.

28. Januar 1801
Die Bande führt einen Raub im Haus des Jakob Bär in Merxheim durch. Die anschließende Flucht führt ihn zunächst in die Lemberger Bergwerke. Hier trifft er den Friederich Leirit, der ihm einen sicheren Weg von dort nach Hamm zeigt und mit ihm über den Rhein nach Klein-Rohrheim übersetzt.

15. April 1801
In Laufersweiler beraubt der Hannes den Juden Isaak Moses und erbeutet fast 2000 Gulden. Noch in derselben Nacht fliehen die Räuber Richtung Rhein. Die Bande teilt die Beute vom Vortag im Lemberg bei Oberhausen. Hannes setzt zwei Tage später bei Hamm über den Rhein.

25. Juli 1801
Im Verlauf der Kirchweih in Klein-Rohrheim kommt es zu einer schlimmen Schlägerei mit Mainzer Soldaten. Der Korporal Franz Kleb verstirbt an den Folgen. Der Schinderhannes muss erneut fliehen, dieses Mal aber auf die linke Rheinseite.

28./29. Juni 1801
Der Schinderhannes unternimmt einen Raubüberfall auf ein Wohnhaus in Illingen im Saarland. Der Raub misslingt. Am Tag danach versucht er einen Raubüberfall auf ein Wohnhaus in Ulmet.

Juli 1801
Hannes wechselt gemeinsam mit Julchen aus einem anderen Grunde auf die rechte Rheinseite. Julchen bringt in einem Wald  bei Bruchsal ihr erstes Kind, ein Mädchen, zur Welt. Doch die widrigen Umstände sorgen dafür, dass es bald stirbt.

11. Juli 1801
Der Hannes beteiligt sich an dem Überfall einer anderen Bande in Baiertal bei Wiesloch.

August 1801
Überfall auf der Landstraße bei Kirchenbollenbach.

05. September 1801
Die Bande begeht einen Raubmord in Sötern im Hochwald.

16. September 1801
Erstmals wehren sich die Bürger einer Gemeinde und leisten bei einem Raubüberfall in Staudernheim Widerstand.

31. Oktober  1801
Überfall auf den Salomon Benedict in Erbes-Büdesheim. Anschließend setzen sich die Räuber über den Rhein ab.

11. November 1801
Widerstand macht Schule, auch das Dorf Waldgrehweiler wehrt sich.

13./14. November 1801
Der folgende Raubüberfall auf das Wohnhaus des Elias Joel in Obermoschel schlägt völlig fehl, der Hannes flieht erneut über den Rhein.

Dezember 1801
Eine Sonderkommission zur Bekämpfung der Bandenkriminalität wird eingesetzt.

14. Januar 1802
Die Bande überfällt den Müller Kratzmann in Raumbach. Bandenmitglieder zünden die Kleidung der alten Müllerin an, Hannes löscht das Feuer.

12. Februar 1802
Der Neudorfer Hof wird das Ziel einer gewaltsamen Erpressung.

18. Februar 1802                                                                                       Überfall auf den Jakob Schweizer in Rehborn. Unmittelbar danach flieht Hannes wieder über den Rhein.

20. März 1802
Der Montforter Hof wird erpresst.

April 1802
Der Schinderhannes begibt sich zum letzten Mal in den Hunsrück. Der Verfolgungsdruck ist inzwischen so groß, dass er sich nicht mehr traut, weitere Straftaten zu begehen.
Der Schinderhannes wendet sich an den Inspektor der Salinen zu  Münster im Canton Bad Kreuznach, Lichtenberger, und bittet ihn, sich als Vermittler für seine Rückkehr in die bürgerliche Gesellschaft zu verwenden. Das Angebot des Schinderhannes wird abgelehnt.
Der Schinderhannes zeigt den Franzosen noch einmal, wer die Macht im Hunsrück ist: Mit seiner so genannten „Räuberparade“ vor der Ölmühle von Wilhelm Bollenbach in Oberhausen an der Nahe verabschiedet er sich vom Hunsrück. Die Räuberparade ist eine folgenreiche Provokation gewesen. Die Luft wird dünner, der Schinderhannes flieht, begleitet von Julchen, mit einem Planwagen über den Rhein. Dort nennt er sich Jakob Ofenloch und zieht als Händler mit Julchen umher. 

11. Mai 1802
Am 11. Mai 1802 wird ein Steckbrief gegen den „berüchtigten Räuber Johannes Bückler, genannt Schinderhannes“ herausgegeben.

15. Mai 1802
In der Nähe von Wolfenhausen bei Limburg wird Johann Bückler von einer wied-runkelschen Streife festgenommen, weil sein Pass abgelaufen war. Sie werden nicht erkannt und folglich ausgewiesen.

31. Mai 1802
Hannes und seine Begleitung werden bei dem Versuch, in Wolfenhausen die restlichen Warenbestände zu verkaufen, erneut aufgegriffen. Um sich zu retten, lässt er sich unter dem Namen Jakob Schweikart beim Militär anwerben.

08. Juni 1802
Der Mitrekrut und Räuberkollege Johannes Adam Zerfas erkennt und verrät den Hannes.

12. Juni 1802
Der Schinderhannes wird nach Frankfurt überstellt und arretiert.

14. Juni 1802
Bei seiner Vernehmung durch die Vertreter der Stadtverwaltung gibt der Hannes sich zu erkennen und bittet darum, nicht an die Franzosen ausgeliefert zu werden. Die kaiserliche Militär-Direktion und der Rat der  Reichsstadt Frankfurt am Main lehnen dies ab.

16. Juni 1802
Johannes Bückler und Juliane Blasius werden an die Franzosen nach Mainz ausgeliefert und im Holzturm arretiert.

19. Juni 1802
Die Verhöre des Schinderhannes beginnen, insgesamt finden 54 Einzelsitzungen statt. Er zeigt sich erstaunlich offen, redselig und überrascht durch ein detailgenaues Gedächtnis. Ohne Zögern nennt er die Namen seiner Mittäter, wodurch die Zahl der Angeklagten rasch auf 67 wächst.

01. Oktober 1802
Julchen bringt in der Haft einen Jungen zur Welt, der den Namen Franz Wilhelm erhält.

18. März 1803
Die Verhöre werden abgeschlossen.

24. Oktober 1803
Im Spiegelsaal des Mainzer Schlosses, der eigens für den Prozeß hergerichtet worden ist, beginnt die Verhandlung gegen den Schinderhannes und 67 seiner Komplizen und Helfershelfer. 400 Zeugen werden im Verlauf des Prozesses gehört. Hannes kämpft um Julchens Leben.

19./20. November 1803
Kurz nach Mitternacht werden die Urteile verkündet: 20 mal Tod durch die Guillotine, allen voran der Schinderhannes. 48 Gefährten werden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Julchen erhält eine zweijährige Gefängnisstrafe. 20 Angeklagte werden freigesprochen.

21. November 1803
Gegen 13.00 Uhr wird Johann Wilhelm Bückler auf einer Anhöhe vor den Wällen von Mainz durch die Guilottine hingerichtet. Mit ihm sterben 19 seiner Gefährten und Helfershelfer. Mit den toten Körpern werden fragwürdige medizinische Experimente durchgeführt.

03. Juli 1851
Juliane Blasius stirbt in Weierbach bei Kirn.