STÜCK & MUSIK

Der Autor ...

... des Musicals ist der 57jährige Jurist Michael (Michel) Becker. Geboren am 11.11.1954 in Simmern/Hunsrück wächst er im Försterhaus seiner Eltern auf und besteht 1974 in Boppard am Rhein sein Abitur. Er studiert Jura und arbeitet heute als Ministerialrat im Umweltminsterium des Landes Rheinland-Pfalz.
Seine schriftstellerische Laufbahn beginnt mit dem Stück „Der Ausbruch“, das im Rahmen der von ihm ins Leben gerufenen Schinderhannesfestspiele in Simmern im Hunsrück 2007 uraufgeführt wurde. Der große Erfolg beflügelt ihn, dem Schauspiel ein Musical folgen zu lassen. Gemeinsam mit dem Komponisten Carsten Braun gelingt ihm mit „Julchen“ auf Anhieb ein Stück mit vollen Häusern, das von mehr als 5.000 begeisterten Zuschauern besucht wird.
Im Oktober 2011 stellt Michel Becker unter dem Titel „Weihnachtslieder in Geschichten“ seine Sammlung selbstverfasster Weihnachtsgeschichten vor.     Er ist der Vorsitzende des Theaterkontors Schinderhannes und Intendant der Schinderhannesfestspiele Simmern.

Das Stück ...

... Carl Zuckmayers Schinderhannes knüpft an das Schauspiel des Autors aus dem Jahr 1927.
Intendant und Autor Michel Becker hat die wesentlichen Handlungsstränge aus Zuckmayers Original, die klassenkämpferische Auseinandersetzung Arm gegen Reich, den heroisch-überzeichneten Kampf gegen die „französischen Invasoren“ sowie die Liebesgeschichte im Dreieck Hannes – Julchen – Adam aufgegriffen und zeitgemäß als Musical bearbeitet. Im Sommer 2010 hat Becker mit der Arbeit an Zuckmayers Schinderhannes begonnen.
„Der Schinderhannes-Stoff hat schon viele Autoren gereizt, manche haben sich auch schon an die Bearbeitung von Zuckmayers Stück gemacht, aber noch niemand hat es gewagt, Zuckmayers Prosa in ein Musical zu packen. Das war eine besondere Herausforderung."
Die Schwierigkeit der Bearbeitung eines Schauspiels zu einem Musical besteht zunächst in der Zeit. Das Schauspiel mit einer Spieldauer von über 3 Stunden musste so reduziert werden, dass Raum für die musikalische Gestaltung entstand, ohne den Wesensgehalt des Stückes zu verändern.
„Carl Zuckmayer entführt uns in die Welt der Moritaten und Volkserzählungen. Der Schinderhannes wird bei ihm zu einem Volkshelden, der Freiheit und soziale Gerechtigkeit liebt, gegen die französischen Besatzer kämpft und den Armen zur Seite steht. Er zeigt uns den Mythos Schinderhannes und hat mit seiner Figur das Bild des Räuberhauptmannes in unseren Köpfen geprägt.“

So werden die Zuschauer mit dem Geheimnis der Mythologisierung des Räuberhauptmannes bekannt gemacht, der Mythos aber letztendlich als solcher entlarvt. Die Autoren zeigen dabei den Mut, dem Stück ein geschlossenes dramaturgisches Ende zu geben. Bleibt bei Zuckmayer Julchens Reaktion auf die Nachricht, dass fünfzehntausend Gaffer gekommen sind, noch im Unverbindlichen, leicht Bewundernden, bekennen Autor und Komponist mit dem Schlusssong "Funfzehntausend Leut" ihr konsequentes Nein zur Todesstrafe und geißeln den Wahnsinn der Hinrichtungen.

Fünfzehntausend Leut

Blauer Himmel, schöner Tag.
Leben, Tod, ein Wimpernschlag.
Rohes Volk, so voller Gier.
Soldaten, Henker, Offizier.
Gaffer, Spießer! Sehn sich satt.
Zwanzig Leben auf Rabatt.
Rettung kann es keine geben.
Aus, vorbei mit seinem Leben.

Schaut man ihm in seine Augen,
sieht man sie zu Bess‘rem taugen,
zu Liebe, Güte, Freude, Leid,
darauf nehm ich meinem Eid.

Warum also, aus welchem Grund?
Hannes Bückler. Himmelhund!
Richter, Urteil und Parolen,
der Teufel soll sie alle holen.
Wut und Ohnmacht, hilflos stehn,
hilflos gehen, hilflos sehn,
hilflos, hilflos …

Michel Beckers Texte sind 2010 unmittelbar als Rollenbuch entstanden, die Kompositionen Carsten Brauns folgten 2011. Die dramaturgische Überarbeitung erfolgte durch Joerg Mohr, den Regisseur der Festspiele.